DGHO 2021 – News

Wissenschaft trotz COVID-19

Der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) und ihrer schweizer- und österreichischen Schwesterorganisationen fand im Oktober 2021 statt. Thema war auch die Auswirkung von COVID-19 auf die Onkologie.  Die erste COVID-19 Vaccine kam aus der Onkologie. Was hat sich geändert? Gab es Auswirkungen auf die Wissenschaft?

Kommunikation, Kongress und COVID-10

Ein Kongress als Hybrid-Veranstaltung, d.h. TeilnehmerInnen vor Ort und online im Home Office, Referenten zugeschaltet direkt aus der Klinik. Ein gutes Konzept, mit Interaktionsmöglichkeiten, das technisch einwandfrei funktionierte. Die Teilnahme einfach möglich, gerade in Zeiten mit sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen für Reisen – das war gut so.

„Unser hybrides Konzept ist aufgegangen“, sagte Prof. Dr. med. Andreas Mackensen, diesjähriger Kongresspräsident aus dem Universitätsklinikum Erlangen, zum Abschluss der Jahrestagung. 4000 Teilnehmer nahmen an den Sitzungen teil. Maximal 1000 Personen pro Tag konnten persönlich an Sitzungen und Diskussionen teilnehmen und fanden so den Weg zurück in den persönlichen Austausch.

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Der DGHO 2021 Kongresspräsident Mackensen zog eine positive Kongressbilanz – trotz COVID-19

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„Man konnte sehr deutlich wahrnehmen, wie sehr die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort es genossen haben, sich wieder einmal in persona zu treffen“, sah Mackensen das Kongress-Motto „Wir müssen wieder reden“ bestätigt.

Trotz der ununterbrochenen Krebsforschung und der Zulassung von neuen Substanzen, trotz des hybriden Kongresskonzeptes – eines fehlt in Zeiten von COVID-19: Der persönliche Austausch „offline“, das Gespräch auf dem Kongressflur, all die informellen und formellen Austauschmöglichkeiten, die ein Kongress jenseits von Sitzungen bietet- ohne Begrenzungen von Teilnehmerzahlen.

Kommunikation und Innovation

Dabei ist Kommunikation gerade in der Onkologie sehr wichtig. Immer komplexere Therapien, immer individuellere Therapiekonzepte, mehr Medikamente für immer kleiner werdende Tumorsubgruppen (nicht mehr das Kolorektalkarzinom, sondern die CRC mit verschiedenen Mutationen etc.) führen zu steigendem Kommunikationsbedarf. Die Rolle der Pathologinnen im Behandlungsteam hat sich verändert, das Tumorboard wird komplexer und vielschichtiger. Kommunikation und Teamwork werden immer entscheidender für einen Therapieerfolg. Gleichermaßen hat sich die Rolle der Patienten und Patientinnen grundlegend gewandelt: Sie gestalten den Behandlungsprozess aktiv mit.

Graphik: Lydia Budiner (C)

Die erste COVID-19 Vakzine kam aus der Onkologie

COVID-19 und Onkologie – haben mehr gemeinsam als man denkt. Im Jahr 1995 erhielt PD Dr. med. Özlem Türeci, Medizinischer Vorstand von BioNTech, gemeinsam mit Prof. Dr. med. Ugur Sahin den von der DGHO ausgelobten Vincenz-Czerny-Preis. Nun war der Plenarsaal gefüllt mit Onkologen, die ihrem Vortrag im Plenarsaal lauschen wollten. Ihr Vortrag, in dem sie den Weg der RNA-Vakzine von der Tumortherapie zur COVID-19-Impfung nachzeichnete, war eines der Highlights des diesjährigen Kongresses.

COVID-19 hat die Wahrnehmung von Wissenschaft verändert

 Es war schon immer ein wichtiger Fokus von Kongressen neue Erkenntnisse der Wissenschaft zu vermitteln und zu diskutieren. Oft blieb Wissen jedoch vor allem bei den Wissenschaftlern in kleinem Kreis, in der Onkologie, bei den Betroffenen und Behandelnden. In den kontinuierlich aktualisierten Onkopedia -Leitlinien zur Behandlung von verschiedenen Krebserkrankungen, wird das Expertenwissen einem breiteren Kreis der behandelnden zugänglich gemacht.

COVID-19 hat jedem Bürger und jeder Bürgerin deutlich gemacht, dass Wissenschaft wichtig ist. Wissenschaft darf sich einmischen. Wissenschaftskommunikation hat sich verändert – raus aus dem stillen Kämmerlein hin zu den COVID-19 Dashboards, den Statistiken der Intensivmediziner und Krankenhausgesellschaften – alles ist miteinander verzahnt. Wird es zukünftig auch eine bessere Krebsstatistik, ein Krebs-Dashboard geben?

Tagesaktuelle Informationen, Schnelligkeit, Transparenz, weltweites Daten-Sharing, Vernetzung der Daten aller Bundesländer und Länder; wertvolle Informationen zu Therapieerfolgen, zu Risikofaktoren und Krankheitshäufungen könnten aus einem solchen vernetzten Datenpool gezogen werden und zu neuen Erkenntnissen und besseren Behandlungsergebnissen führen. Derzeit ist das jedoch noch Zukunftsmusik.

 „2020 gab es einen enormen Anstieg bei der Veröffentlichung von Artikeln in wissenschaftlichen Fachjournalen. Allein in der Onkologie stieg die Publikationsaktivität um zwölf Prozent“, so Prof. Markus Manz, Past-President der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie vom Universitätsspital Zürich. Gleichzeitig nehme durch merklich kürzere Peer-Review-Zeiten auch das Risiko von Fehlern oder Fehleinschätzungen zu. Dem müsse begegnet werden. Dabei stieg die Publikationstätigkeit vor allem bei Männern, bei Frauen stieg sie deutlich weniger. Auch in der Onkologie gibt es Unterschiede. Immerhin ist mit der Referentin Özlem Türeci geglückt, eine herausragende Frau als Keynote-Speaker zu gewinnen. Veränderung geht eben langsam – Schritt für Schritt.

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Onkologische Leitlinien für verschiedene Krebsarten und Umgang mit COVID-19